Le Pr. Dr. J. Riesz, fondateur de l’ »Ecole de Bayreuth » en Allemagne Fédérale, d’où sont issus les professeurs Hans-Jürgen Lüsebrink , titulaire aujourd’hui de la Chaire d’Etudes Interculturelles à l’Université de Saarbrücken, et Papa Samba Diop, de l’Université Paris-Est Créteil (U.P.E.C.), a soutenu le dossier de candidature de ce dernier au « Humboldt-Forschungspreis ».
Simon-Knoll-Platz 2 Fax. 089-39298493Â
Au-HaidhausenÂ
janos.riesz@gmx.de
Referenzgutachten zu Prof. Dr. Papa Samba DIOP, Universität Paris 12 (Val de Marne)Â
1. Kenntnis des Nominierten – Verbindung zum eigenen FachgebietÂ
Literatur in der Kritik“ bei Professor Robert Jouanny (an der Universität Paris 12,Â
Créteil) promoviert worden war, bat ich ihn, mir diese Arbeit zu schicken.Â
Ich hatte zum Sommersemester 1979 einen Lehrstuhl für „Romanische und VergleichendeÂ
Literaturwissenschaft – mit besonderer Berücksichtigung der afrikanischen Literatur“ an derÂ
Universität Bayreuth übernommen. Wir standen damals am Beginn des Aufbaus eines „Afrikanologie“-Â
Schwerpunktes, für den ich als „Senatsbeauftragter“ verantwortlich war. Als derÂ
damalige (bis Ende 1980) Präsident des Senegal, Léopold Sédar Senghor, zu den Wagner-Â
Festspielen im Sommer 1979 nach Bayreuth kam und unsere Bemühungen um den AufbauÂ
eines – auch literaturwissenschaftlichen – Afrika-Schwerpunktes in Gesprächen mit der bayerischenÂ
Landesregierung (unter Einschluss des damaligen Ministerpräsidenten) nachdrücklichÂ
unterstützte, wurde mir zur Unterstützung unserer Bemühungen eine für einen afrikanischenÂ
Wissenschaftler reservierte Gastprofessoren-Stelle bewilligt (Â
schlug dafür Papa Samba Diop vor, dessen zunächst auf ein Jahr befristeter Vertrag von derÂ
Universität für ein weiteres Jahr verlängert wurde. Wir befanden uns ab 1982 in der VorbereitungÂ
eines Antrags auf einen Sonderforschungsbereichs bei der DFG, der uns ab 1984 bewilligtÂ
und bis 1997 mehrfach verlängert wurde. Dadurch war es mir möglich, Herrn Diop aufÂ
eine Mitarbeiterstelle an dem SFB 214 „Identität in Afrika – Prozesse ihrer Entstehung undÂ
Veränderung“ einzustellen, die er bis Ende 1988 innehatte. Als H.-J. Lüsebrink auf eine ProfessurÂ
nach Passau berufen wurde, bot ich Herrn Diop die freiwerdende Assistentenstelle an,Â
die er bis zu seinem Wechsel an die Universität Paris 12 1995 innehatte.Â
Rückblickend kann ich sagen, dass die Wahl von Herrn Diop als Mitarbeiter für die EntwicklungÂ
des von mir in Bayreuth aufgebauten afro-romanistischen Schwerpunktes ein GlücksgriffÂ
war. Herr Diop war nicht nur für mich selbst, meine Mitarbeiter und zahlreiche afrikanischeÂ
Doktoranden und Stipendiaten ein geschätzter und stets disponibler Gesprächspartner, erÂ
Lehrstuhl entstandenen Doktor-Dissertationen und Habilitationsschriften verdankenÂ
sehr viel seinem Rat und seiner Teilnahme. Er half auch stets den afrikanischen DoktorandenÂ
und Gastwissenschaftlern bei ihrer sozialen Integration in den Bayreuther Kontext (u.a. regteÂ
er eine überwiegend aus afrikanischen Studenten bestehende Fußballmannschaft an). IchÂ
selbst habe von dem Rat und den Kenntnissen von Herrn Diop profitiert, mehrere KolloquienÂ
mit ihm zusammen organisiert und auch einige Publikationen mit ihm zusammen vorbereitetÂ
und herausgegeben. Da Herr Diop in seinem Studium auch eine Maîtrise in Spanisch gemachtÂ
hatte, konnte er auch Lehrveranstaltungen zur spanisch-sprachigen karibischen und lateinamerikanischenÂ
Literatur anbieten und so unser romanistisches Programm bereichern.Â
in seinem jeweiligen kulturellen und thematischen Kontext verorten und die Verbindungen zuÂ
den kanonisierten Werken dieser Literatur sichtbar machen. Zum andern die sehr gründlichenÂ
(hier könnte man den „deutschen Einfluss“ sehen), philologisch akribisch recherchierten undÂ
dokumentierten Arbeiten, in denen er die Zusammenhänge und differenten EinwirkungenÂ
afrikanischer Sprachen und Kulturen auf die in französischer Sprache von Afrikanern verfasstenÂ
Texte untersucht und interpretiert. Ich verdeutliche dies an seiner umfangreichen, zweibändigenÂ
Habilitationsschrift, die „Schule“ bildend gewirkt hat und nach der Erstauflage vonÂ
1995/96 eine zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage in Paris 2010 erlebt hat. Sie entstandÂ
im Zusammenhang mit der „Identitäts“- Thematik des DFG-SFB 214 und besteht ausÂ
einem umfangreichen Glossar (1. Bd. 512 Seiten) und auf dieser Grundlage aufbauendenÂ
Werkanalysen (2. Bd. 478 Seiten).Â
Herr Diop hat damit eine Pionier-Arbeit vorgelegt (wie auch die Rezensionen bestätigen). ErÂ
hat auf der Grundlage eines Corpus von 90 Titeln senegalesischer Romane in französischerÂ
Sprache (von 1920 bis 1992) ein Glossar erstellt, das alle aus den „Substrat“-Sprachen desÂ
Senegal in dem Corpus enthaltenen Zeichen und Begriffe inventarisiert und erläutert und imÂ
Hinblick auf die soziale und kulturelle „Identität“ der senegalesischen Gesellschaft zu analysierenÂ
sucht; an erster Stelle das Wolof, aber auch die andern „Nationalsprachen“ und im BesonderenÂ
das Arabische, das Herr Diop in der parallel zur französischen Schule besuchtenÂ
Koran-Schule gelernt hat und – wie ich von Besuchern aus Marokko weiß – auch in der umgangssprachlichenÂ
Form spricht. Als konstitutiv für die frankophone afrikanische LiteraturÂ
ergibt sich dabei die Tatsache, dass die meisten afrikanischen Autoren seit ihrer Kindheit undÂ
Schulzeit in einer Situation der Diglossie leben und in ihrem Werk notgedrungen einen BilinguismusÂ
(oder Plurilinguismus) aus Französisch und afrikanischen Sprachen praktizieren. DaÂ
der französische Text oft das Resultat einer (je verschieden gearteten) „Übersetzung“ ist,Â
kommt es darauf an, ihn in seine Ausgangskultur zurück zu „übersetzen“, d.h. das Umfeld anÂ
Konnotationen, die Art zu denken, fühlen und handeln, die Beziehungen zu den MitmenÂ
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die Verweise und Anspielungen auf afrikanische Realitäten zugänglich sind bzw. was getanÂ
werden müsste (durch Erläuterung und Kommentar), damit sie ihnen zugänglich werden.Â
Das gesamte Corpus der 90 senegalesischen Romane in französischer Sprache bezeichnetÂ
Diop als „Architexte“, innerhalb dessen er drei Haupt-Ebenen unterscheidet:Â
- die Ebene der universalen Themen, die auch literarischen Texten aus andern Kulturen eignen:Â
Liebe und Hass, Abenteuerlust und Frömmigkeit, Lebensgenuss und Todesfurcht, Kinder-Â
und Gattenliebe, Inzesttabu u.a.m.Â
- eine (pan-) afrikanische Ebene, in der das kollektive Gedächtnis die Erinnerung an die vergangenenÂ
(westafrikanischen) Großreiche aufbewahrt, an Kriege und Kämpfe um politischeÂ
Vorherrschaft, die bis in heutige politische Rivalitäten nachwirken;Â
- im Gegensatz zur französischen „Hyperkultur“ die Ebene der „Hypokultur“, welche die regionalenÂ
Sprachen und Kulturen des Senegal meint (Wolof, Sereer, Jolof, Pulaar, Manding,Â
Lebu u.a.m.) und bis zu kleinen und kleinsten ethnischen oder Clan-Einheiten reichen kann.Â
Der französische „Hypertext“ erscheint so auch als Verbindung unterschiedlicher und miteinanderÂ
in Verbindung oder in Konflikt stehender (Hypo-)Kulturen, deren Austausch, KommunikationÂ
und gegenseitige Durchdringung er ermöglicht.Â
Die minutiöse „Aneignung des Stoffs im Detail“ zeichnet auch die monumentale Monographie über die Dichtung des von den Antillen stammenden Aimé Césaire (zusammen mit Léopold S. Senghor der Begründer und Hauptvertreter der Césaire Hochschulschriften jeden Niveaus gibt, gelingt es Diop dennoch, die Césaire-Forschung noch einmal auf eine neue – man wäre versucht zu sagen: „positivistische“ – Grundlage zu stellen und vieles was man schon zu kennen und zu wissen glaubte, in einem ganz neuen Licht erscheinen zu lassen. Eine vergleichbare Untersuchung der Dichtung von Léopold S. Senghor – zu der es schon eine Reihe von wissenschaftlichen Vorarbeiten gibt – ist in Vorbereitung, wie ich weiß, und wird voraussichtlich 2016 erscheinen.Â
Ich hoffe mit Vorstehendem, wenn auch implizit, auch schon die Fragen nach „Entdeckungen“ und „anerkannten Theorien“ beantwortet und verdeutlicht zu haben, dass es sich bei den wissenschaftlichen Publikationen von Herrn Diop keineswegs um „Routineveröffentlichungen“ handelt, sondern um Pionierleistungen, die auch international hohe und höchste Anerkennung gefunden haben. Das wird u.a. durch die Tatsache bezeugt, dass Herr Diop in mehreren der führenden Fachzeitschriften (in Frankreich, Kanada, USA, Südafrika, Spanien, Rumänien) in das Herausgebergremium kooptiert wurde und aus seinem Departement an der Universität Paris 12, Créteil, eines der Zentren der internationalen Forschung zu den frankophonen Literaturen (nicht nur Afrikas) gemacht hat. Die große Anzahl von Doktoranden, die HerrÂ
Diop seit seiner Tätigkeit an der Universität Paris 12 betreut hat und weiter betreut, bezeugt seine Anziehung für den wissenschaftlichen Nachwuchs.Â
Reduktion dieser Literaturen auf allzu großflächige („theoretisch“ begründete) SchemataÂ
(Drittwelt-Literatur, Frankophonie, Postkolonialismus, Feminismus u.a.) künftig auf eine breitereÂ
Grundlage, auch sprachlicher und kultureller Kenntnisse (in ihrer jeweiligen Spezifik),Â
gestellt und weiter entwickelt wird und dadurch auf ein der Erforschung europäischer LiteraturenÂ
vergleichbares Niveau kommt. Eine gründliche Rezeption der Arbeiten von Herrn DiopÂ
könnte dazu ein wertvoller Beitrag sein. Die Zusammenarbeit mit Prof. Lüsebrink, die schonÂ
seit über zwei Jahrzehnten besteht, wäre dafür gewiss eine gute Voraussetzung. Die VerleihungÂ
des Forschungspreises könnte ohne Zweifel „diesbezüglich stimulierend wirken“.Â
Mit einem Wort: ich halte Herrn Diop für einen exzellenten Kandidaten und würde mich fürÂ
ihn und die Zukunft meines Faches in Deutschland über die Zuerkennung des Preises freuen.Â
München, 30. April 2015Â
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